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Das Gaunerliebchen

Das Gaunerliebchen kommt aus einem ganz alten Stall berüchtigter und geheimnisvoller Musikhehler  –  Oboisten, Hornisten, Akkordeonisten und anderen Gestalten, die abends mit großen schwarzen Koffern aus dem Haus gehen und in ihre Sportwagen steigen.

Schon als kleines Mädchen gab es nur ein gutes Versteck – unter dem Flügel im dunklen Töne-Rausch….

So gab es kein Entrinnen. Um sich einer musikalischen Bande anzuschliessen, mochte die Violine das beste Instrument sein, das sie ganz nah am Herzen spielt, das der menschlichen Stimme lieblich-lockend ähnelt und Melodien von zeihender Sehnsucht und eindringlicher Kraft aussenden kann.

So trägt die ein oder andere schmachtende Serenade sie in die Südstaaten der USA, über die große See auf nach Samoa oder eine ausgezeichnete Fluglinie nach Indien – und manch wilder Blick in die rasenden Balkantakte.

Niemand weiss Alter, Familienstand oder besondere Kennzeichen: In ihrer Ganovinnenkarriere hat sie viele Gesichter und Verwandlungen durchlebt.

Bill „Bugsy“ Malone

Bill „Bugsy“ Malone kam um die Mitte der 60er Jahre in Chicago als Nachfahre sizilianischer Einwanderer in vierter Generation zur Welt. Er ist der Urgrossneffe von Sergio „Booze“ Malone, der während der Prohibition einen Pawn Shop betrieb, der jedoch nur zur Tarnung für dessen illegalen Alkoholhandel diente.

Aus Booze´s Nachlass erbte Bugsy im Alter von drei Jahren seine erste Gitarre sowie eine Kiste Whiskey. Er verdingte sich mehr schlecht als recht in diversen Chicagoer Bluesbands, musste die Stadt jedoch verlassen, nachdem er mehrfach die Gagen seiner Mitmusiker unterschlagen hatte. Er hielt sich danach unter diversen Pseudonymen (Rob Rubber, Floyd Loveless, usw.) an verschieden Orten der USA auf. Dort wird er in 21 Staaten wegen verschiedener Delikte (u.a. Heiratsschwindel, illegales Glücksspiel, Trunkenheit in der Öffentlichkeit) gesucht.

Es wird vermutet, dass er sich z.Zt. nicht mehr in den Staaten aufhält, da auf ihn ein Kopfgeld in Höhe von 75 000 Dollar ausgesetzt ist.

Tom „the Slapper“

Tom "the Slapper"Tom ist eine tickende Zeitbombe. Fühlt er sich auch nur ein Sekündchen an die Wand gestellt, kann der sonst so höfliche Halunke mit der sanften Stimme äußerst unangenehm werden. In einschlägigen Kreisen reicht es daher aus, ihn einfach bei Verhandlungen mit im Boot zu haben: Seine Anwesenheit an sich ist „ein Angebot, das man nicht ausschlagen kann“. Lässt man ihn jedoch in Frieden leben, ist er ein ruhiger Zeitgenosse, der sich durch nichts in seinem Groove stören lässt.

Nachdem er in jungen Jahren auf die schiefe Bahn gekommen war, wählte er den Kontrabass als treuen Begleiter – vorerst, um Hehlerware, Schusswaffen oder seine Ganovenbräute nebst Brut an Tatorte und Unterschlüpfe und sich selbst aus dem Kittchen raus zu schmuggeln, später dann als Instrument, um die Tarnung perfekt zu machen.

Wieviele Leichen der zurückhaltende Schurke im Keller hat, weiss wohl er selbst nicht, fest steht, dass er – obwohl er oft der Mann für das Grobe ist – bei Filmen manchmal weinen muss. Aber dies blieb bislang vollkommen unbemerkt. Wie auch seine Schwäche für salzige Lakritzbonbons.

Eckensteher Tarzan

Bildschirmfoto 2016-04-24 um 21.52.36Seine Geburt: auf offener See, auf einem “Seelenverkäufer“, ein Schiff, daß zum Untergang bestimmt ist, um die Versicherungssumme zu kassieren. Seine Eltern: eine als armenischer Schiffskoch verkleidete chinesische Waschfrau und ein als chinesische Waschfrau getarnter armenischer Schiffskoch. Bei seiner Geburt waren zugegen: ein Fass Rum, eine Banane und ein Clown. Alle drei verschwanden kurz darauf auf geheimnisvolle Weise, was dem Ereignis etwas Umheimliches gibt. Oder etwas Lustiges. Oder etwas umheimlich Lustiges. Egal: einige Zeit später versank das Schiff und er überlebte als Einziger. In einer Kasserole voller Bratenfett auf den Wellen treibend, wurde er vor den Augen von Baumzwergen eines Tages auf einen Strand geworfen. Aus lauter Langeweile oder weil es sie erheiterte, fütterten sie ihn mit Kokosnüssen und Sand. Als er drei Jahre alt war, überragte er die Zwerge, sie bekamen es mit der Angst, flüchteten auf ihre Bäume und er aß in den folgenden Jahren den Strand auf. Ein vorbei schwimmender Eiskonfektverkäufer auf einer Luftmatratze nahm sich seiner an und gemeinsam segelten sie zum nächsten Robinson Club und klauten den gesamten Bestand an Badehandtüchern. Mit dem Erlös der Beute erkauften sie sich eine Passage auf einem Fischstäbchen-Schlepper und landeten aufgrund eines Navigationsfehlers von Käpt’n Iglo in der Südsee, wo es gar keine Fischstäbchen gibt. Aus lauter Enttäuschung darüber sprang Tarzan über Bord, schwamm zur nächsten Insel und begann den Strand aufzuessen. Die Südsee-Insulaner waren so empört, daß sie ihn zu einer Wahrsagerin schleppten. Sie erklärte ihm, daß er das Geheimnis seiner Geburt lüften müsse und aufhören solle Strände zu essen. Um sich an seine Mission zu gemahnen, ließ er sich von den Insulanern eine magische Tätowierung verpassen. Selbige wird nur sichtbar bei Vollmond und im Zustand kompletter Trunkenheit. Von da an wanderte Tarzan durch die Hafenkneipen der Weltmeere, auf der Suche nach sich selbst, der nächsten Kneipenrauferei, einer Flasche Rum und einem Sandkuchen.

Rumtreiberheinrich

Seit seinem sechsten Lebensjahr treibt sich Rumtreiberheinrich schon herum auf den Bühnen der Welt zwichen Ruhr und Unruhe, Rhein und Schmutz, Elbe und Leben, Main und Dein. Schon als Kind war Rumtreiberheinrich wegen seiner Begabung, die Wurzel nicht nur allen Übels mit seherischen Fähigkeiten sondern auch die Wurzeln amerikanischer Musik zu ergründen als musikalische Sensation auf den Brettern der Jahrmärkte und Kirchweihfeste zuhause und dem fahrenden Volk ein liebes und bodenständiges Maskottchen. Rumtreiberheinrich vieles gesehen – und vieles gehört. Das meiste davon sollte man vielleicht für sich behalten und nicht verraten – aber er kann einfach nicht anders, als sein Vagabundentum zu besingen.  Ein richtig schlimmer Finger ist er nicht, der Herr, aber ein gewiefter Schelm. Und ein galanter Unterhalter.

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